Die Kirche Merligen
Bis zur Reformation 1528 gehörte das Kirchspiel Sigriswil unter die Oberherrschaft des Augustinerklosters in Interlaken. 1525 veranlasste die Berner Regierung den Probst von Interlaken noch zu einem Neubau des Sigriswiler Pfrundhauses (Pfarrhaus), dessen Grundmauern den Brand von 1671 überstanden haben. Die Reformation wurde im ganzen Berner Oberland nicht ohne Wider stände eingeführt. Die sogenannten «Schlussreden» der Berner Disputation von 1528 unterschrieb als Vertreter von Sigriswil der damalige Pfarrer Albrecht Vogel. Er führte die Reformation in Sigriswil ein und hielt sich offenbar treu an die Verordnungen der weltlichen Obrigkeit.
Die heutige Kirchgemeinde Sigriswil umfasst die zehn Ortschaften Aeschlen, Endorf, Gunten, Meiersmaad, Merligen, Ringoldswil, Schwanden, Sigriswil Tschingel und Wiler.
Merligen gehört seit alters her zur Kirchgemeinde Sigriswil. Der Gottesdienst wurde in der Kirche Sigriswil abgehalten. Die Beerdigungen fanden auf dem Friedhof Sigriswil statt. Der lange Weg mochte ab und zu die Merliger davon abgehalten haben, die Predigt zu besuchen. Karl Howald, der Verfasser der “Sigriswiler Chronik”, der von 1833-1869 Pfarrer zu Sigriswil war, klagte denn auch, dass “die Merliger Narren des Sonntags mit ihren schweren Köpfen nicht bis zur Kirche zu bringen waren”. Der zutreffende Grund wird allerdings gewesen sein, dass die liberalen, aufmüpfigen Merliger die Predigten des erzkonservativen Pfarrers nicht schätzten.
Die Idee, ein eigenes Gotteshaus zu bauen, tauchte allerdings erst viel später auf.
In der Zwischenkriegszeit, als der Tourismus eine neue Blüte erlebte, trugen sich die Besitzer des Hotels Beatus, Herr und Frau Seegers, mit dem Gedanken, für ihre Gäste eine Hauskapelle einzurichten. Zu diesem Zweck wurde von 1920 an ein kleiner Fonds geäufnet, der aus spontanen Konzerten von Hausgästen gespiesen wurde.
Impressum
Text: Walter Sturm, gew. Pfarrer, Merligen; Vincenz Oppliger, Merligen.
Fotos: Hans Baumann, Hünibach; Christoph Bühler, Sigriswil.